Wie funktioniert eigentlich Paartherapie?

Wie funktioniert eigentlich Paartherapie?

Tja…, sagt der Psychologe, gute Frage. Nächste Frage.

Die Frage bekomme ich zum Glück nur selten gestellt. Den meisten KundInnen ist es egal, wie es funktioniert – Hauptsache dass es funktioniert.
Eigentlich ist die Frage auch zu simpel gestellt, denn innerhalb der Paartherapien gibt es große Unterschiede, was die Vorgehensweise und die dahinter stehenden Menschenbilder betrifft.

Die tiefenpsychologischen Schulen glauben an die Existenz des Unbewussten und so geht es in einer Paartherapie vorwiegend um die Klärung der unbewussten Beziehungsdynamik. Grundgedanke einer Störung ist die Annahme, dass jeder der Partner seine eigenen unbewussten Konflikte in der Beziehung auslebt und es deswegen zur Krise kommt. Folglich sucht man in einer Therapie eben auch nach unbewussten Bedürfnissen und Konflikten.

In verhaltenstherapeutischen Paartherapieverfahren wird vorwiegend geübt und trainiert. Verhaltenstherapeuten glauben an die Normalverteilung, d.h. durch Studien und Experimente wird untersucht, wie etwas optimal funktioniert und das wird den Menschen in ausgeklügelten Trainings vermittelt. Was man damit gut machen kann sind z.B. Kommunikationstrainings. Für die Menschen in der Beratung bedeutet das, es mit einem „Lehrer“ oder „Trainer“ zu tun zu haben, der weiß, was richtig ist und was nicht.

Die systemische Paartherapie geht der Frage nach, wie das Paar das so genannte Problem macht, also durch welche Handlungen es aufrechterhalten wird. Systemisch arbeitende TherapeutInnen glauben an die Kybernetik 2. Ordnung, was im Endeffekt bedeutet: Realität entsteht durch dessen Beschreibung, also auch ein Problem wird durch dessen Beschreibung (der praktischere Begriff wäre Erleben) definiert und keiner hat die objektive Wahrheit, auch nicht der Therapeut. Das macht die Sache einerseits kompliziert: keiner weiß, was richtig ist. Andererseits vereinfacht es das Suchmuster: wer macht was, was bedeutet das für wen und wer hätte es gern wie?

Die humanistischen Schulen glauben an das Gute im Menschen, das eine sichere Umgebung braucht, um sich zu entfalten und zum Vorschein zu kommen. Ziele einer Paartherapie sind damit die Herstellung einer sicheren Verbindung und die Reduzierung von Angst. Das soll erreicht werden durch möglichst viel gegenseitiges Verständnis und gegenseitige Wertschätzung.

Das sind natürlich nur stark verkürzte Beschreibungen ausgefeilter Therapiesysteme. So unterschiedlich die verschiedenen Ansätze auch sind, sie beschäftigen sich alle mit Paaren. Und deshalb gibt es auch einige Themen, mit denen sich alle beschäftigen:

  • Wie wird Nähe und Distanz reguliert?
  • Wie wird Macht verteilt, im Sinne von Führen und Geführt-werden, Bestimmen und Bestimmen-lassen?
  • Wie wird kommuniziert? Was mehr bedeutet als nur das Miteinander-reden.

Tja, so viel zur Theorie. In der Praxis sieht es meistens so aus, dass sich ein Therapeut aus verschiedenen Verfahren seine „Werkzeugkiste“ zusammenstellt.

Meine Werkzeugkiste finden Sie hier.

 

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