Geheimnis glücklicher Beziehungen – Interview auf SR3

Geheimnis glücklicher Beziehungen – Interview auf SR3

Sollte es da ein Geheimnis geben wäre ich eindeutig für „Bildung für alle“. Ich hoffe jedenfalls, da gibt es kein „Geheimnis“. Auch den „Schlüssel zum Glück“ hat bisher noch keiner gefunden.
Da müssten wir erst mal klären, was eine glückliche Beziehung ist, und da fängt das Problem schon an. Für die einen gehört Sex mit einer gewissen Häufigkeit dazu, andere legen mehr Wert auf Qualität, andere können gut drauf verzichten.
Viele sind mit der Abwesenheit von Streit schon zufrieden, fühlen sich in einem Wohngemeinschaftsähnlichen Verhältnis am liebsten, andere Paare gehen zusammen aufs Klo.

Vielleicht ist das schon eines der Geheimnisse: eine gemeinsame Definition von Glück, dass die Ansprüche und Bedürfnisse an eine Beziehung zusammen passen.

Das Spektrum der Glücksdefinitionen reicht vom romantischen Liebesideal (ein Partner fürs Leben) bis zum Heirate-dich-selbst.
Mit der Überzeugung des „es kommt nur auf den Richtigen (bzw. die Richtige) an“ geben leider viele Menschen die Verantwortung für ihr Leben an ihren Partner ab, nach dem Motto: mach du mich glücklich. Der schafft das oft nicht und dann muss das wohl der Falsche sein. Das führt zu der sogenannten seriellen Monogamie.
Das Gegenbild dazu ist, dass man sich erst mal selbst heiratet, also das Glück in die eigene Hand nimmt. Jeder ist seines Glückes Schmied, sagt der Volksmund.
Die Idee dahinter ist, dass wer aus sich selbst heraus glücklich und zufrieden leben kann, der kann es auch in einer Partnerschaft.
Ich halte das auch für eine gute Voraussetzung, aber keinesfalls ausreichend. Wenn man mit sich selbst glücklich sein kann, heißt das noch lange nicht, dass man es automatisch auch in einer Beziehung kann.
Das Dilemma besteht darin, als selbstverantwortlicher Mensch eine intime Beziehung einzugehen, also ein gutes Gleichgewicht zwischen ich und wir zu finden. Das könnte das zweite Geheimnis sein.

Gegenseitiger Respekt und Toleranz braucht es natürlich auch, das kann man ja in jedem Kalender nachlesen. Seltsamerweise ist es das, was im ganz normalen Beziehungswahnsinn so schnell verloren geht.
Um den zu bewahren braucht es eine Fähigkeit, sich selbst regulieren zu können, also die eigenen Gefühle so zu moderieren, dass man noch im erwachsenen Kontakt mit seinem Partner bleiben kann. Und das ist das Schwierige, weil es niemand anderen gibt, der die Knöpfchen zum Überreagieren so gut drücken kann, wie der eigene Partner.
Aber im Grunde hält einem der Partner immer nur die eigenen Verletzlichkeiten vor Augen. Man würde nicht ausrasten, wenn man an der Stelle nicht eine Verwundbarkeit hätte.

Die alten weisen Saarländer sagen ja: Der Bock stößt nicht allein. Ich würde das unterschreiben und es als drittes Geheimnis benennen: Eine Beziehung gelingt oder misslingt immer zu zweit. Sobald einem von beiden der schwarze Peter, die Schuld zugeschoben wird, hat die Beziehung verloren.

Für eine weitere wichtige Fähigkeit, um Beziehungen leben zu können, halte ich die Bereitschaft zum Lernen. Das ist einfach nie vorbei. Man ändert sich selbst, der Partner ändert sich, die Lebensumstände verändern sich. Das einzige was bleibt, ist die Veränderung, heißt es ja auch.
Deswegen ist es eine Illusion, man könnte sein Leben lang eine einzige Beziehung führen. Es sind nun mal verrschiedene Partnerschaften im Laufe eines Lebens – manchmal mit dem selben Partner.

Und das alles bedeutet einen ständigen Lernprozess. Den anzunehmen und zu bejahen, macht das Leben mit sich selbst und mit einer Partnerschaft deutlich leichter. Das wäre für mich das vierte Geheimnis.

Der Link zur Sendung hier.

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